Ein Erfahrungsbericht.
Vor einem Jahr haben meine Frau und ich die Gastherme unseres Einfamilienhauses durch eine Luftwärmepumpe ersetzt. War das ein „richtiger“ Schritt? Wie sind unsere Erfahrungen? Hier die Bilanz!
Unser Haus stammt aus den Siebzigern und hat (nach einem Dachausbau) 180 m² Wohnfläche. Die Außenwand wurde nachträglich gedämmt und die Fenster vor 10 Jahren durch bessere ersetzt. Auf dem Dach befindet sich eine 6kWp-Photovoltaik-Anlage, im Keller ein 4kWh-Batteriespeicher, der vom Dach kommende überschüssige Energie aufnimmt.. Vor einem Jahr ist nun die Wärmepumpe hinzugekommen (maximale Heizleistung 7 kW), die Heizungsanlage ist aber ansonsten geblieben, wie sie war, insbesondere haben wir keine Heizkörper ausgetauscht.
Beginnen wir mit den ersten beiden Befürchtungen aus der Überschrift, zunächst mit der Lautstärke. Zu laut finden wir die Wärmepumpe auf keinen Fall: Im Inneren des Hauses hört man sie überhaupt nicht, und draußen nimmt man in zwei Metern Entfernung ein leises Brummen wahr, aber das auch nur dann, wenn die Pumpe auf höchster Stufe läuft. Ihre Geräusche haben uns zu keinem Zeitpunkt gestört.
Und liefert sie ausreichend Wärme für die Warmwasserversorgung und Heizung unseres Hauses? Da hatten wir schon Bedenken, denn es hieß ja immer: „In älteren Häusern mit Heizkörpern funktionieren Wärmepumpen nicht, denn die Vorlauftemperatur ist nicht hoch genug. Man muss die Heizkörper durch Fußbodenheizungen ersetzen.“ Ein Nachbar mit einem Haus, das unserem ähnlich ist, hatte den Umstieg schon riskiert, und er behauptete, dass sein Haus trotz alter Heizkörper warm wird. Nach einem Jahr mit der Wärmepumpe können wir das voll bestätigen. Normalerweise bewohnen wir einen Teil des Obergeschosses im Winter nicht und drehen die Heizkörper dort herunter, aber auch, wenn bei Besuch alle Heizungen laufen und es draußen sehr kalt ist, erreichen wir überall ausreichende Temperaturen. Die Frage ist natürlich, wie „teuer“ es dann wird.
Damit sind wir bei der dritten Befürchtung: Wie teuer wird das Heizen mit der Wärmepumpe? Das hängt davon ab, was mit „teuer“ gemeint ist: Ist es die Energiemenge als solche oder ist es das Geld, welches man für die Energie bezahlt?
Von der Energiemenge her ist die Bilanz eindeutig: Die Wärmepumpe hat in dem einen Jahr etwa 4000 kWh verbraucht, wobei ein gewisser Teil der Energie nicht aus dem öffentlichen Netz, sondern von der Photovoltaik-Anlage kam. Dieser Teil ist nicht leicht zu bestimmen, weil wir ja zwar einen Batteriespeicher besitzen, das Verhältnis zwischen selbst erzeugtem und bezogenem Strom nach Tages- und Jahreszeit jedoch trotzdem stark schwankt. Aber auch, wenn wir den ungünstigsten Fall annehmen (also, dass wir 4000 kWh aus dem Netz kaufen würden), ist die Wärmepumpe vom Energieverbrauch her der Flüssiggas-Therme haushoch überlegen. Rechnet man unsere Gaslieferungen in die aus dem Gas stammende Energie um, kamen wir durchschnittlich auf etwa 15000 kWh pro Jahr. Die Differenz zum Energieverbrauch der Wärmepumpe kommt bei uns jetzt einfach aus der Luft statt aus der Verbrennung fossiler Energieträger.
Wie wirkt sich das auf das Geld aus? Wenn wir annehmen, dass wir die 4000 kWh voll bezahlen müssten (was ja wegen der Photovoltaik-Anlage in Wirklichkeit nicht der Fall ist), würde uns das bei unserem derzeitigen Strompreis (Ökostrom für 0,39€/kWh) 1560 € kosten. 15000 kWh Energie aus Flüssiggas könnte man bei den heutigen Preisen für etwa 1500 € kaufen. Das liegt daran, dass Flüssiggas mit 0,74€/l immer noch sehr billig ist.
Die Antwort auf das Argument „zu teuer“ muss also lauten: Von der Energieeffizienz her ist die Wärmepumpe der Gasheizung haushoch überlegen, und außerdem verursacht sie (wenn man regenerativen Strom kauft) keine Treibhausgas-Emissionen. Von den (heute gültigen) Kosten her sind die beiden Lösungen gleichwertig, es gibt keinen Gewinner. Der Grund dafür ist, dass das Gas im Verhältnis zum Strom im Hinblick auf ökologische Gesichtspunkte viel zu billig ist.
Was muss sich ändern, damit die Energiewende gelingt? Die Antwort ist, wenn man unsere Erfahrungen mit der Wärmepumpe zugrunde legt, sehr einfach: Wenn man die Bürgerinnen und Bürger nicht nur mit ökologischen Gesichtspunkten überzeugen will (diese sind völlig eindeutig), sondern vorhat, ökonomische Anreize zu schaffen, müssen fossile Energieträger teurer und regenerativer Strom billiger werden. Das ist eine zentrale Stellschraube, an der die Politik drehen kann – und muss!
Natürlich war die Anschaffung der Wärmepumpe (trotz der Fördermittel) nicht billig, und in einer Gesamtbilanz müsste für beide Heizungsarten auch untersucht werden, wie schädlich für die Umwelt ihre Herstellung war. Aber jetzt, im laufenden Betrieb, sind wir sehr zufrieden: Das Haus wird warm, wir tragen zur Energiewende bei, und das Heizen ist auf keinen Fall teurer als vorher, eher (wegen der Photovoltaik-Anlage) billiger. Zur Nachahmung empfohlen!
(Text: Gert Braune)